No brown in town

Do not wear brown in town

No brown in town

Do not wear brown in town. Wie es korrekt heißt.

Irgendwann wurde ist daraus, „no brown in town“ oder „no brown after six“ geworden.

Für uns nicht englischsprachige kein Braun in der Stadt oder kein Braun nach sechs Uhr.

Kein Braun nach Sechs?

Die Mode macht uns etwas anderes vor und hauptsächlich hängen die Briten an dieser Regel.

Regeln gibt es aus einem guten Grund, aber es ist nichts Falsches daran, sie zu brechen. Diese Aussagen sind nicht widersprüchlich. Sobald Sie die Regeln verstanden haben, können Sie herausfinden, wie Sie diese effektiv brechen können.

Persicherreiter
Mosaik Fliesentafel Persicher-Reiter

Doch, bevor ich hier nur auf diese Regel eingehe, möchte ich anhand der Geschichte zeigen, dass die Mode früher schon geltende und gängige Regeln gebrochen hat.

Man munkelt, Männer waren die ersten, die Schuhe mit hohen Absätzen trugen.

Es ist davon die Rede, so ca. 3000 v. Chr. Bei den persischen Reitern, die eine wahre Elitetruppe waren, wurden Schuhe mit Absätzen getragen, damit sich diese besser im Sattel halten konnten.

Absatzschuhe für Herren
Persicher Krieger

Danach blieben die Absätze eine ganze Weile unbeobachtet. Doch laut Elizabeth Semmelhack, Kuratorin des Bata Schuh-Museum in Toronto, begannen diese im 17. Jahrhundert, Einzug in die Mode zu halten. In diesem Falle in die Modewelt der Männer.

Der hohe Absatz stellte Macht und Prestige dar.

Was damals also die Machos und dekadent trug und dem Manne heute die Schamröte ins Gesicht Treiben würde, wurde im englischen sogar ein Begriff für finanzstark, wohlhabend oder betucht. Well-heeled.

Wir erinnern uns ans 17. Jahrhundert. Ludwig XIV , ein absolut trendiger französischer König, ließ sich von seinem Hof Schumacher besonders hohe Absätze machen und als wäre das nicht auch noch genug, diese mit roten Leder gesäumt. Es wurde per Gesetz durchgesetzt, dass nur die Aristokraten solche Schuhe trugen durften.

Rote Schuhe
Ludwig XIV rote Schuhe

Zur damaligen Zeit war die Farbe Rot noch horrend teuer und unterstrich den Stand und Wohlstand.

Umso höher der Absatz, umso weiter oben stand der Träger in der Hierarchie, wobei klar war, dass die Absätze vom König immer die höchsten sein mussten.

Doch auch Frauen wollten Schuhe mit Absatz tragen und ließen sich trotz eines Gesetzes und Verbots nicht davon abhalten. Das Gesetz sollte die Frauen davon abhalten, zu hoch hinaus zu wollen, da sie sonst als Hexen klassifiziert worden wären, mit allen Folgen.

Ab 1791, mit der Französischen Revolution, war damit Schluss. Die High Heels verschwanden von der Bildfläche komplett. Napoleon wollte mit dem Code Civil alle Symbole von Ungleichheit verbannen und somit wurden Absätze für Jedermann illegal.

Doch in Hollywood mit Marilyn Monroe und Christian Dior entwickelte sich um 1950 ein regelrechter Stöckelfetisch und versetzte die Welt mit dem Stiletto in Aufruhr. Dieser wurde dann sogar in öffentlichen Gebäuden verboten und Schuhe mit Absatz gab es bis auf Cowboystiefel, welche nur noch bei Männer als Absatzschuhen akzeptiert wurden, nur noch für Frauen.

Ok, in den 60er und 70er Jahren gab es sowohl für Frau und Mann noch einmal den hohen Schuh als Zeichen von sexueller Freiheit. Ein kurzes Spektakel.
Was möchte ich mit diesem Ausflug sagen?

So wie sich das Tragen von Schuhen mit Absatz im Laufe der Zeit vollkommen verändert hat, kann es auch mit der Regel „kein Braun nach sechs“ passieren.

Kommen wir zum Anfang zurück:

Warum gibt es die Regel „kein Braun in der Stadt“?

Weil Braun die Farbe war, die ein in der Stadt arbeitender Herr trug, wenn er nach Hause zurückkehrte oder eben am Wochenende. Also, als Freizeit Kleidung. Daher auch, no brown after six.

Auch wurden braune Schuhe auf dem Land getrno brown in townagen, wo diese Farbe sehr vorteilhaft war und der Schmutz weniger deutlich auffiel.

Die gesamte Kleidung war eher Braun oder beige, um den Schmutz weniger hervor zu zeigen.

Während der Woche trug „Mann“ Schwarz, Blau oder Grau, alle in angemessen dunklen Tönen. Braun war die Farbe des Landes, von Tweed- und Filzhüten; von Schuhen eben am offensichtlichsten.

Die Farben von Hüten und Schuhen demonstrieren diese Regel am effektivsten.

Die Schuhe zeigen wie „Englisch“ diese Regel ist. Seit Jahrzehnten tragen andere Länder andere Schuhe als schwarze ohne impliziten Mangel an Anstand oder Formalität.

Die Italiener trugen nur Braun, die Franzosen (obwohl sie selbst ziemlich konservativ waren) verirrten sich in andere Farben und die Amerikaner entwickelten eine Vorliebe für Ochsenblut - und in einigen Gegenden eine Vorliebe für Braun.Kein braun nach sechs
Aber für die Engländer bedeutete Geschäft schwarz. Es stand ihnen daher frei, jeden in braunen Schuhen als dienstfrei und lässig zu bezeichnen und einen Reim wie „kein Braun in der Stadt“ zu entwickeln, um jeden daran zu erinnern, der versucht war, sich zu verirren und braune Schuhe zu tragen. (Dich interessiert gutes Benehmen? Dann ist dieser Kurs etwas für dich)

Gerade Hüte zeigen, wie praktisch die Regel noch heute ist. Noch heute würden die meisten Hutliebhaber sagen, dass sie keinen braunen oder grünen Hut für geschäftliche Zwecke tragen und sich an Grautönen oder vielleicht an Dunkel Blau halten.

In diesem leicht antiquierten Kleidungsstück ist die Regel daher weiterhin relevant und erinnert die Menschen daran, dass sie ihr Unternehmen mit der Würde behandeln sollten, die es verdient (wie die Austin Reed-Maxime lautet).

No brown in town

Das Wichtigste an dieser Regel ist jedoch, dass sie veraltet ist. Braune Schuhe, Anzüge oder Jacken sind in England oder anderswo nicht mehr verboten.

Es ist der Geist der Regel, der immer noch relevant ist: Geschäftskleidung sollte gedeckt sein und weniger modisch veranlagt. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Doch in einem Punkt hat diese Regel nach meiner Ansicht immer noch ihren Sinn und der Anwender zeigt damit Respekt und auch anerkennenden Anstand.

Wo und wann halte ich diese Regel nun immer noch für angebracht, ohne Wenn und Aber?

Bei offiziellen Anlassen, auch bei Hochzeiten und bei Theaterbesuchen o.ä. Sehr gerne auch bei sehr guten und exquisiten Restaurant Besuchen. Hier kann man mit dieser Regel zeigen, dass ein gewisser Respekt vorhanden ist.

Generell lieber „no brown“ bei einem ersten Zusammentreffen mit dem neuen Chef oder Vorstand.

Ja, ich weiß: Heutzutage gibt es auch Firmen, wo alle und jeder Chucks/Sneaker trägt und die Hierarchie nur an der Preisklasse der Chucks/Sneaker erkannt werden kann. Spätestens da bin ich raus.

Ich behaupte jetzt mal, dass Sie die Regel verstanden haben und nun können Sie diese auch modisch brechen. Tragen Sie Braun, aber stellen Sie bitte sicher, dass Ihre Kleidung immer und überall den Anforderungen und Ansprüchen ihres Jobs , der Umgebung und der Situation entspricht.

Lieber over dressed und somit eher no brown in town!

Viel Spaß und bleib gesund!

Dein Uwe Klenner

P.s.
Ich trage liebend gerne meine fast dreißig Jahre alten braun / schwarzen Schuhe, doch nur in der Freizeit und ja, fast alle meine Schuhe haben rote Schnürsenkel.
Es wird bestimmt die Zeit kommen, wo die Mode sich durchsetzt und auch braun zu offiziellen Anlässen anerkannt ist.

Terminuweklenner